Auf Distanz 0018: Der Stern von Bethlehem

Der Stern von Bethlehem ist eine biblische Geschichte. Trotzdem versuchen sich Menschen immer wieder an wissenschaftlichen Erklärungsversuchen. Diese Episode gibt einen kleinen Überblick über astronomische Theorien zu dem Stern und spricht dabei verschiedene astronomische Bereiche an. Es folgen einige Kurzmeldungen und Hinweise in eigener Sache.

Erschienen: 24.12.2016, Dauer: 0:30:31

Titelthema: „Der Stern von Bethlehem“

Danke an Ute Naber für das Einsprechen der Bibelstellen.

Die Geschichte

Wikipedia: Stern von Bethlehem, verlinkt ist darin u.a. der Text von Dr. Papke

Wikipedia: Star of Bethlehem (englisch), verlinkt ist darin u.a. der Text von F. J. Tipler

Wikipedia: Weihnachtsgeschichte

Wikipedia: Heilige drei Könige

Die Weihnachtsgeschichte im Matthäusevangelium in der gemeinfreien Lutherbibel

Sterne

Wikipedia: Polarstern

Wikipedia: Supernova

Wikipedia: Hypernova

Wikipedia: Supernova 1604

Kometen

Wikipedia: Komet

Wikipedia: Halleyscher Komet

Wikipedia: Giotto (Raumsonde)

Wikipedia: Kometenfurcht

Konjunktionstheorien

Wikipedia: Äquatoriales Koordinatensystem

Wikipedia: Konjunktion (Astronomie)

Wikipedia: Große Konjunktion

Kurzmeldungen

Scheinbare Hypernova war vielleicht gar keine

Im Jahr 2015 zeichnete das automatische System zur Suche nach Supernovae, das All Sky Automated Survey for SuperNovae, eine extrem helle Lichterscheinung auf. Die Lichterscheinung strahlte 20 bis 50 Mal heller als unsere gesamte Milchstraße. Der Energiefluss war dabei etwa 570 Milliarden Mal größer als der unserer Sonne. Das Ereignis fand weit entfernt statt, in einem Abstand von vermutlich nicht ganz 4 Milliarden Lichtjahren.

Zunächst wurde das Phänomen als eine Hypernova angesehen und zehn Monate lang weiter beobachtet. Am 12. Dezember 2016 berichtete dann unter anderem die europäische Südsternwarte ESO, dass es sich vielleicht nicht um eine Hypernova handelte.

Das Ereignis könnte demnach ein sonnenähnlicher Stern gewesen sein, der von einem sehr massereichen, schnell rotierenden Schwarzen Loch zerrissen wurde. Solche Ereignisse sind sehr selten und wurden bislang nur 10 Mal beobachtet.

Dabei wird der Stern vom Schwarzen Loch in die Länge gezogen, etwas salopp heißt dieser Vorgang „Spaghettifizierung“. Dabei entstanden kollidierende Trümmer und Hitze. So könnte das zunächst dann wie eine Hypernova erscheinen.

Während der zehnmonatigen Beobachtung bemerkte man aber ein Wiederaufleuchten im ultravioletten Licht und eine Temperaturerhöhung. Das passt nicht zu einer Hypernova. Außerdem würde man eine Hypernova eher in einer blauen Zwerggalaxie mit Sternentstehung erwarten und nicht wie nun beobachtet in einer roten, massereichen Galaxie.

Auch wenn man nicht sicher sagen kann, ob das nun wirklich ein Stern war, der von einem schnell rotierenden Schwarzen Loch zerrissen wurde, so sehen die Forscher das doch als wahrscheinlichste Theorie an.

Ereignis ASASSN-15lh

Rotierendes Schwarzes Loch, das Stern verschluckt, könnte sehr helles Aufleuchten erklären

Messung kosmischer Strahlung in der ISS

Im Weltall hat man es mit kosmischer Strahlung zu tun. Das ist zwar keine Neuigkeit, ist aber trotzdem ein wichtiges Forschungsthema. Natürlich macht die Strahlung auch um die Internationale Raumstation ISS keinen Bogen, da liegt es nahe, dort auch Messungen vorzunehmen.

Eines der Experimente zur Messung heißt DOSIS 3D, es ist im Forschungslabor Columbus installiert. Dafür wurden an insgesamt elf verschiedenen Orten im Labor spezielle Päckchen angebracht. Darin befinden sich jeweils Hunderte von Detektoren, die für sechs Monate die kosmische Strahlung erfassen sollen.

Auf Dauer möchte man eine dreidimensionale Karte der Strahlenbelastung in der gesamten Raumstation erstellen können. Die Belastung an Bord der ISS kann sehr unterschiedlich sein. Schon einzelne Ausrüstungsgegenstände können die Strahlung beeinflussen. Schon im Forschungsmodul Columbus alleine kann die Strahlendosis um 50 Prozent variieren.

Kosmische Strahlung auf der ISS in 3D

Alexander Gerst betreut Studentenexperimente auf der ISS

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) veranstaltet einen Wettbewerb für Studierende aller Hochschulen in Deutschland. Der Wettbewerb heißt „Überflieger“, bis zum 28. Februar 2017 können Studierende ihre Ideen für Experimente einreichen, die dann auf der Internationalen Raumstation ISS eingesetzt werden sollen.

Die drei besten Ideen sollen dann im Jahr 2018 zur ISS fliegen. Dort sollen sie dann vom ESA-Astronauten Alexander Gerst betreut werden.

Die Experimente sollen von den Studierenden selbst entwickelt und gebaut werden. Dabei werden sie aber vom DLR, der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und dem US-amerikanischen Unternehmen DreamUp unterstützt.

Alles, was eine „große“ Raumfahrtmission ausmacht, sollen die Studierenden hier auch erfahren. Das wissenschaftliche Ziel wird ausgearbeitet und die Technik entwickelt und getestet. Und für die Technik ist nicht viel Platz. Pro Experiment steht ein spezieller Behälter von 10x10x15 Zentimetern Größe zur Verfügung.

DLR Wettbewerb „Überflieger“: Alexander Gerst betreut Studentenexperimente auf der ISS

Rosettas letzte Daten

Am 30. September 2016 endete der operative Teil der Rosetta-Mission, als die Sonde auf den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko prallte. Bis zum Aufprall sammelte Rosetta aber noch wissenschaftliche Daten.

Am 15. Dezember veröffentlichte die europäische Raumfahrtbehörde ESA einen Artikel über die Erkenntnisse von Rosettas Abstieg auf den Kometen, von denen ich hier einige nennen möchte.

Demnach ist Rosetta nur 33 Meter vom anvisierten Punkt aufgeprallt, ein außerordentlich genaues Ergebnis. Der Punkt wurde Sais getauft, nach der Stadt, an dem sich der Stein von Rosette vermutlich ursprünglich befand. Nach diesem Stein wurde die Rosetta-Mission benannt.

Kurz vor dem Aufprall konnte Rosetta verschiedene Aufnahmen der Kometenoberfläche machen, so auch von den abgestuften Wänden der Umgebung. Davon erhofft man sich Rückschlüsse auf die Entstehung des Kometen. Das letzte Bild entstand etwa 20 Meter über der Oberfläche. Außerdem sammelten die Staub-, Gas- und Plasmainstrumente Daten.

Man maß einen Anstieg des Gasdrucks nahe der Oberfläche und eine Temperatur von -190 bis -110 Grad Celsius, wahrscheinlich abhängig von der Topografie und den Lichtverhältnissen an der Oberfläche.

Am 27. September hatte man die letzte Messung von Wasserdampf vorgenommen. Demnach verlor der Komet etwa zwei Esslöffel Wasser pro Sekunde. Als der Komet im August 2015 am aktivsten war, verlor er etwa 2 Badewannen voll Wasser pro Sekunde.

Rosetta’s last words: science descending to a comet (englisch)

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Eisiger Vulkan auf Zwergplanet Ceres

Schon bei der Annäherung der Raumsonde Dawn an den Zwergplaneten Ceres im Jahr 2015 fiel ein bestimmter Krater auf, der später den Namen Occator erhielt. Der zeigt helle Flecken, über deren Beschaffenheit und Entstehung ziemlich eifrig diskutiert wird. Der Krater hat einen Durchmesser von 92 Kilometern und Seitenwände bis zu zwei Kilometern Höhe. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) berichtete am 15. Dezember 2016 von einer möglichen Entstehungsgeschichte dieses Kraters.

Demnach schlug irgendwann ein Objekt auf Ceres ein und erschuf diesen Krater. Dabei könnte eine Verbindung zum tieferen Untergrund geschaffen worden sein. Es entstand eine Art Vulkan. Dieser Vulkan spuckte aber keine heiße Lava, sondern ein Gemisch aus Eis, Schlamm und Salz. Dieses Salz sehen wir heute als die hellen Flecken an der Oberfläche in dem Krater. Vulkane dieser Art nennt man Kryovulkane.

Aus den Daten der Raumsonde Dawn berechnete das DLR ein Video, das einen virtuellen Flug über den Krater Occator zeigt.

Video bei Youtube: Flug über den Krater Occator auf dem Zwergplaneten Ceres

Eisiger Vulkan auf Zwergplanet Ceres

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Satellitennavigationssystem Galileo wird aus München und Fucino betrieben

Für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo wurden am 17. November 2016 vier Satelliten auf einmal ins All gebracht. Damit wurde ein technischer Stand erreicht, mit dem die ersten Galileo-Dienste bereitgestellt werden können.

Ein weiterer Schritt zum Betrieb des Systems erfolgte am 15. Dezember. Das Unternehmen Spaceopal, ein Gemeinschaftsunternehmen deutscher und italienischer Raumfahrtunternehmen, wird das Galileo-System für die nächsten 10 Jahre betreiben.

Aus Sicherheitsgründen verteilt man den Betrieb auf die Kontrollzentren in Oberpfaffenhofen und Fucino. Von Oberpfaffenhofen aus wird man die Satelliten selber kontrollieren, die Navigationsdaten werden von Fucino aus betreut.

Spaceopal weitere zehn Jahre für Galileo-Gesamtbetrieb verantwortlich

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Radioteleskop ALMA kann nun nach Wasser suchen

Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (kurz: ALMA) ist ein großes Radioteleskop in Chile, 5000 Meter hoch gelegen.

Nun wurde das ALMA aufgerüstet. Es hat neue Empfänger erhalten, die Radiosignale mit Wellenlängen zwischen 1,4 und 1,8 Millimeter erfassen können. Der europäische ALMA-Programmwissenschaftler Leonardo Testi erläutert dessen Bedeutung: „Die neuen Empfänger machen es in Zukunft wesentlich einfacher, Wasser aufzuspüren – eine Voraussetzung für das Leben, so wie wir es kennen, in unserem Sonnensystem und in weiter entfernten Regionen unserer Galaxie und darüber hinaus. Sie ermöglichen es ALMA außerdem, im primordialen Universum nach ionisiertem Kohlenstoff zu suchen.

Nach der Installation liefen bereits die ersten Tests. So untersuchte man die kollidierenden Galaxien Arp 220, eine Sternentstehungsregion in der Nähe des Zentrums der Milchstraße und einen alten, roten Überriesenstern.

Erstes Licht für Band 5 bei ALMA

Auf Distanz ganz nah

Das war die letzte Folge von Auf Distanz für das Jahr 2016. Die nächste Folge erscheint im Januar, das Thema steht noch nicht fest.

Vorher besuche ich den Chaos Communication Congress in Hamburg. Da werde ich mich sicher immer wieder mal am Podcasttisch aufhalten. Am 28. Dezember um 17 Uhr wird dort der Podcast „Abcoholics“ aufgezeichnet. Ich werde dort zu Gast sein und ein astronomisches Thema im Gepäck haben.

Zu Gast war ich auch noch in einem anderen Podcast, nämlich bei Radio Mono von Martin Rützler. Wir haben gemeinsam das größte Computermuseum der Welt besucht, das Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn. Da ging es zwar nicht um Astronomie oder Raumfahrt, aber wir sind ziemlich ins Schwärmen gekommen.

Eigentlich sollten in diesem Dezember zwei Folgen von Auf Distanz erscheinen, das klappte aber zeitlich nicht. Ich möchte aber deswegen auf die Webseite extras.aufdistanz.de hinweisen. Hier sammele ich Nachrichten und Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt und schreibe seit kurzem gelegentlich etwas Amateurastronomisches dazu.

Allen Hörerinnen und Hörern wünsche ich eine schöne Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.

Copyright-Hinweise

Titelbild der Episode

Giotto di Bondone: Anbetung der Könige, 1302
gemeinfrei