Auf Distanz 0014: Kein Signal mehr von Rosetta

Die operative Phase der Rosetta-Mission ist vorbei. Es bleibt ein Vermächtnis von vielen wissenschaftlichen Daten und die Erinnerung an eine große Raumsondenmission. Diese Folge berichtet von der finalen Veranstaltung der Mission und blickt auf ein paar wissenschaftliche Ergebnisse der Mission. Auch Beteiligte kommen mit zu Wort.

Erschienen: 17.10.2016, Dauer: 0:36:15

Titelthema: „Kein Signal mehr von Rosetta“

Mitschnitte der Wissenschaftsvorträge und von der Abschlussveranstaltung zur Rosetta-Mission (englisch)

Das Rosetta-Blog der ESA mit wissenschaftlichen Ergebnissen und Beschreibungen des Flugs (englisch)

Rosetta‘s last image (englisch)

Rosetta’s Earth ‘twin’ switched off (englisch)

Umfangreiches Bildarchiv zur Rosetta-Mission (englisch)

OSIRIS Image of the Day Archive (englisch)

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Kurzmeldungen

Weltraumteleskop Hubble hat möglicherweise Wasserfontänen am Jupitermond Europa beobachtet

Aktuelle Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskops erhärten den Verdacht, dass der Jupitermond Europa große Wasserfontänen ausstößt. Der Verdacht entstand bei anderen Beobachtungen des Mondes, ebenfalls mit dem Hubble-Teleskop.

Die Vermutung ist noch ungesichert, aber wenn sie zutreffen, könnte es auf Europa Wasserfontänen geben, die bis zu 200 Kilometer weit reichen, bevor das Material wieder zurück auf den Mond fällt.

Man vermutet, dass Europa einen tiefen Ozean besitzt, der zwei Mal mehr Wasser enthält als die Ozeane der Erde. Und das könnte ein aussichtsreicher Ort sein, um nach Leben im All zu suchen. Allerdings ist der Ozean zugefroren. Das Eis ist sehr kalt und man weiß nicht, wie dick diese Schicht ist.

Sollte Europa wirklich große Wasserfontänen abstoßen, kann man das Wasser vielleicht untersuchen, ohne durch das Eis bohren zu müssen.

NASA’s Hubble Spots Possible Water Plumes Erupting on Jupiter’s Moon Europa (englisch)

Radioteleskop in China ist fertig

Am 25. September 2016 wurde kurz nach Mittag ein neues Radioteleskop mit dem größten einzelnen Hauptspiegel in Betrieb genommen. Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, verfolgten mehrere Hundert Astronomen und Astronomie-Interessierte den offiziellen Start.

Das Radioteleskop trägt die Bezeichung „Five-hundred-meter Aperture Spherical Telescope“, kurz FAST. Wie der Name schon verrät, hat das Teleskop einen Durchmesser von 500 Metern. Damit ist es deutlich größer als das das Arecibo-Observatorium in Puerto Rico. Dieses hat einen Durchmesser von etwas über 300 Metern.

Der Bau des neuen Teleskops in China begann im Jahr 2011 und kostete etwa 180 Millionen Dollar. Um störungsfreie Messungen zu ermöglichen, wurden über 8000 Menschen umgesiedelt. Das Teleskop benötigt Funkstille in einem Radius von fünf Kilometern.

Das FAST soll zur Untersuchung des Weltraums und zur Suche nach außerirdischem Leben eingesetzt werden.

Dafür gibt es Potential: Bei einem Test der Einrichtung vor der offiziellen Inbetriebnahme wurden bereits präzise Messungen eines Pulsars in 1351 Lichtjahren Entfernung durchgeführt.

World’s largest radio telescope begins operations (englisch)

SpaceX plant große Rakete für Reisen im Sonnensystem

Kurz nach Bekanntwerden der neuen Raketenpläne von Blue Origin hat nun auch das Unternehmen SpaceX neue Vorhaben bekannt gegeben. Am 27. September 2016 stellte Geschäftsführer Elon Musk die neuen Pläne für eine neue Rakete vor. Das ITS launch vehicle soll auch Flüge weg von der Erde ins Sonnensystem ermöglichen, zunächst ist der Mars das Ziel.

Das Startsystem soll aus zwei Stufen bestehen. Die erste soll 72,5 Meter groß sein und mehr als drei Mal leistungsstärker als die Saturn V-Raketen, die für die bemannten Mondmissionen eingesetzt wurden. Die erste Stufe soll kontrolliert vertikal landen können und wiederverwendbar sein.

Die zweite Stufe des Systems steuert nicht nur Antriebsleistung bei, sondern ist auch die Nutzlast. Als Nutzlasten hat SpaceX bisher zwei Flugkörper bekannt gegeben. Zum einen soll es das „Interplanetary spaceship“ geben, also das „Interplanetare Raumschiff“. Geplant ist es mit einer Länge von knapp 50 Metern. Es soll bis zu 450 Tonnen an Material und Menschen transportieren können. Nach dem Start von der Erde wäre dafür ein Auftanken nötig.

Den nötigen Treibstoff sollen extra dafür konstruierte Raumfahrzeuge liefern, die „ITS Tanker“. Diese Tanker sollen die gleiche Größe haben wie das Raumschiff und jeweils bis zu 380 Tonnen Treibstoff in den erdnahen Orbit bringen. Hier soll dann die interplanetaren Raumschiffe betankt werden. Für längere Missionen werden mehrere Tankmanöver nötig sein.

Auch die zweiten Stufen, also die Raumschiffe und die Tanker sollen wiederverwendbar sein.

Der erste Teststart soll nicht vor 2019 stattfinden, der erste unbemannte Start zum Mars bereits 2022, der erste bemannte Start 2024.

SpaceX hat einen Videoclip veröffentlicht, der das Konzept vorstellen soll.

Video: SpaceX Interplanetary Transport System

ITS launch vehicle (englisch)

Interplanetary Transport System (englisch)

Radioteleskop ALMA entdeckt seltsame chemische Zusammensetzung um jungen Stern

Astronomen haben eine eine heiße und dichte Ansammlung komplexer Moleküle um einen Stern entdeckt. Diese Ansammlung ist ein heißer molekularer Kern.

Ein heißer molekularer Kern ist definiert als ein relativ kleines Objekt mit weniger als 0,3 Lichtjahren Durchmesser und einer Dichte von über einer Billion Molekülen pro Kubikmeter. Außerdem müssen sie eine Temperatur von über -173 Grad Celsius besitzen und sind im Vergleich mit einer durchschnittlichen Molekülwolke mindestens 80 Grad wärmer.

Solche heißen molekularen Kerne spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung komplexer Chemikalien.

Die aktuelle Entdeckung wurde bei einem Stern mit der Bezeichnung ST11 gemacht. Dieser befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke. Damit ist dieses der erste heiße molekulare Kern, der außerhalb unserer Milchstraße entdeckt wurde.

ALMA entdeckt stellaren Kokon mit seltsamer chemischer Zusammensetzung

DLR stellt neue dreidimensionale Karte vor

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat Anfang Oktober 2016 eine neue dreidimensionale Karte der Erde vorgestellt. Mit der Satellitenmission TanDEM-X hat man rund 150 Quadratkilometer Landoberfläche mehrfach abgetastet und so eine einheitliche Datenbasis geschaffen. Das Höhenmodell hat eine Genauigkeit von einem Meter, gefordert waren zehn Meter.

Die Genauigkeit hat man durch einen millimetergenauen Formationsflug von zwei Satelliten erreicht. Diese beiden Satelliten, TerraSAR-X und TanDEM-X, übertrugen zwischen Januar 2010 und Dezember 2015 über 500 Terabyte an Daten. Seit 2014 wurden dann die Höhenmodelle erstellt.

Die Daten der Mission werden bereits wissenschaftlich genutzt, mehr als 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit arbeiten damit.

Auch Ergebnisse werden bereits bekannt: Man konnte feststellen, dass in einigen Regionen der Erde Gletscher pro Jahr bis zu 30 Meter Dicke verlieren.

Neue Weltkarte in 3D: Globales Höhenmodell TanDEM-X fertiggestellt

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Bexus 22 und 23 gestartet

Die BEXUS-Missionen sind gemeinsame Projekte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Schwedischen Raumfahrtbehörde (SNSB). Mit diesen Missionen werden Studentenprojekte an Ballons in die Stratosphäre gebracht, bis zu 32000 Meter hoch.

Am 5. Oktober 2016 wurde BEXUS 22 gestartet, zwei Tage später BEXUS 23.

Mit BEXUS 22 wurde getestet, welche Datenübertragungsrate mit einem LED-Licht zwischen Ballon und einer kleinen Bodenstation erreicht werden konnte. Dabei konnte man direkt die Fehlerrate in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen und Entfernung analysieren. Aber auch weitere Experimente waren mit an Bord.

An Bord von BEXUS 23 wurden kohlenstoffbasierte optische Solar- und Sensorzellen getestet. Dazu wurden sie extremen Bedingungen wie Strahlung und großen Temperaturunterschieden ausgesetzt. Auch wurde ein Magnetometer unter Stratosphärenbedingungen getestet.

Weitere Experimente dienten zur Erprobung von Technologien für die Messung von Flughöhenunterschieden von Flugzeugen. Auch versuchte man, die Flugbahn des Ballons durch die Verarbeitung von Radio- und Fernsehsignalen zu bestimmen. Eine solche Navigationsmethode könnte in Höhen von 450 bis 550 Kilometern für Kleinsatelliten nützlich sein.

BEXUS 22/23: Mit Forschungsballonen in der Atmosphäre neue Technologien testen

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Start für Experiment zur Feuersicherheit auf der ISS

Am 17. Oktober 2016 soll ein Cygnus-Raumtransporter zur Internationalen Raumstation starten. Mit an Bord befinden sich die üblichen Verbrauchsgüter und wissenschaftliche Experimente.

Mit dabei ist auch der Versuchsaufbau SAFFIRE II. Damit möchte man die Verbrennung fester Materialien in der Schwerelosigkeit besser verstehen. Ein Feuer in der Schwerelosigkeit brennt schwächer als am Boden und es breitet sich langsamer aus. Aber die Schwerelosigkeit sorgt auch dafür, dass die erzeugte Hitze nicht nach oben steigt: Es gibt kein „oben“. Die Hitze kann sich also an der Brandstelle sammeln und das Feuer kann heißer brennen.

Mit dem SAFFIRE II-Experiment möchte man nun die Verbrennungsfortschritt und die Flammenausbreitung im All untersuchen. Feuer ist an Bord einer Raumstation eigentlich sehr unerwünscht. Bisherige Versuche liefen nur in einem sehr kleinen Rahmen ab und die Ergebnisse konnten nicht für größere Feuer übernommen werden.

SAFFIRE II soll mit einer großen Acrylglasprobe mit einer strukturierten Oberfläche realistische Bedingungen simulieren. In einem Windkanal werden die Luftgeschwindigkeiten der Klimaanlagen der ISS simuliert und die Probe entzündet. Man möchte aber auch dieses Feuer nicht an Bord der Raumstation haben.

Also nutzt man den Cygnus-Transporter, der sowieso in der Erdatmosphäre verglühen soll. Nachdem der Transporter an der ISS angedockt und entladen wurde, wird er wie üblich mit Abfällen beladen und soll am 18. November abgedockt werden. Zwischen Abdocken und Verglühen soll dann an Bord des Transporters der SAFFIRE II-Versuch ablaufen.

SAFFIRE II ist ein internationales Projekt, es wird von der NASA geleitet und bezahlt. Beteiligt sind Wissenschaftler aus den USA, Russland, Japan und Europa. Bei der praktischen Ausführung ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in Bremen stark beteiligt.

Großbrand in einer Raumkapsel: Experiment zur Feuersicherheit auf der ISS startet ins All

Astronomische Ereignisse

Diese habe ich mit Erlaubnis von Heiko Ulbricht verwendet.
Nachgelesen werden können sie auf der Homepage der Zeitschrift Sternzeit.

Veranstaltung

Vielen Dank an die Vereinigung der Sternfreunde dafür, dass ich Termine aus dem Veranstaltungskalender der VDS verwenden darf.

13. Tagung der VdS-Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“

28.10.2016 – 30.10.2016
Ort: Sternwarte Regensburg
Informationen zur Veranstaltung

Auf Distanz ganz nah

Die nächsten Folgen werden ziemlich schnell hintereinander erscheinen. Zunächst geht es um den Tag der offenen Tür im ESTEC in Noordwijk, einem Technikzentrum der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA. in Folge 16 geht es dann um die geplante Landung des Landers Schiaparelli auf dem Mars im Rahmen der ExoMars-Mission. Folge 17 wird dann wahrscheinlich weniger Tage später auf dem GanzOhr aufgenommen, einem Treffen von Wissenschaftspodcastern.

Copyright-Hinweise

Titelbild der Episode

Rosetta loss of signal
© ESA

Tonausschnitt zum Anfang und Ende des Titelthemas

Rosetta end of mission
© ESA

4 Kommentare für “Auf Distanz 0014: Kein Signal mehr von Rosetta

  1. Zu den Emotionen und der Verniedlichung bei Rosetta: Mein Sohn (jetzt 5) hat mit mir damals die Landung von Philae im TV verfolgt und jetzt hat seine Unterlippe ordentlich gezittert, als ich ihm von Rosettas Landung erzählt habe. Die Cartoons haben da geholfen. Außerdem konnte ich ihn mit ExoMars ablenken.

    1. Ich finde die Cartoons großartig. Sie sind niedlich, erklären den Sinn der Mission und transportieren huckepack noch Wissenschaft.

      Diese hier und da geäußerte Kritik an der Verniedlichung der Mission empfinde ich als übertrieben. Was spricht dagegen, die Sache auch mal etwas emotionaler anzugehen? Würde man aus eigenartigen emotionalen Gründen auf die Wissenschaft verzichten oder ähnliches, dann würde ich die Kritik verstehen. Aber es ist doch nichts passiert.

      Für mich ist die Rosetta-Mission total mit Emotionen und Erinnerungen vollgepackt. Die Mission ist sehr viel mehr als die Raumsonde, die da unterwegs war. Ein Buch löst auch Emotionen aus, obwohl es nur totes Holz mit Tinte ist. 🙂

      1. Die Cartoons waren genau richtig um meinen Kindern einen Einstig zu ermöglichen.
        Leider verstehen sie nicht warum man da nicht hin fliegen kann um Rosette zu reparieren.
        Das Verständnis für Distanzen (in der Größenordnung) ist einfach noch nicht da.

  2. Ich habe lange keine Mission mehr so eng verfolgt (vielleicht vom Blog „Road to Endeavour“ mal abgesehen).

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